Peter Vahlefeld – Nutzloses Glück (von Carolin Emcke) Es gab mal eine Zeit, da war eine Blase nur eine Blase. Ein Hohlraum, etwas, das beim Wandern in Schuhen entstehen konnte oder zwischen den Beinen drückte. Die Blase war lustig oder nervig, schmerzend oder bezaubernd, aber ganz sicher nichts, was gegen einen verwendet wurde. Das ist vorbei. Inzwischen sind Blasen geschlossene Kontexte und soziale Milieus, mit nichts gefüllt außer dem eigenen Druck. Heute gibt es Blasen nur noch gekoppelt mit Vorwürfen. »Die eigene Blase«, das ist jetzt die Chiffre, mit der diskreditiert wird.
Den öffentlichen Medien nach, sollen Meinungen, Texte oder Bilder, die, die gängige Formsprache auseinandernehmen, zusammensetzen oder neu denken, irrelevant sein, weil sie nicht alle Menschen erreichen, sondern nur diejenigen, die sich dafür interessieren. Die Kultur soll nicht mehr allein jene Menschen berühren, die sich ihr aussetzen, sondern sie soll auch diejenigen berühren, die sich ihr nicht aussetzen wollen. Als seien Positionen und Argumente, als seien Theater, Musik und bildende Kunst nur dann relevant, wenn sie auch konsensfähig in jeden sozialen, kulturellen, politischen Kontext hineinstrahlen. Aber wenn Kunst mehrheitsfähig sein muß, um akzeptiert zu werden, ist sie erledigt.
Kunst ist keine Boutique oder Service-Agentur. Sie kann nur existieren, wenn sie sich nicht dauernd als systemrelevant und nützlich behaupten muß. Sie hat keine Gewinnerzielungsabsicht — würde man ihr eine Absicht ansehen, wäre sie verloren. Die Kultur bleibt der Raum, in dem es uns möglich ist, etwas anderes zu entdecken, etwas anderes zu verstehen als zuvor gedacht oder gefühlt wurde. Kunst und Kultur sind eine Übung in Differenzierung. Sie halten die Räume offen, in denen sich genauer fühlen, genauer hören, genauer sehen, genauer denken läßt.
Der Wert eines einzelnen Jazz-Konzerts oder eines Theaterstücks oder Bildes misst sich nicht daran, ob sie die Risse und Lücken der Gesellschaft zu füllen wissen, die von den Medien sozial gerissen wurden. Der Vorwurf an die Kultur, sie bediene nur ihre eigene Blase, ist auch ein rhetorisches Entlastungsspektakel. Die Kultur soll den Zusammenhalt der Gesellschaft sichern, soll die Demokratie stärken und schützen, soll bilden und fördern, als Kitt, der die brüchige Gesellschaft stabiler mache. Das ist nicht nur bequem, sondern das ist auch falsch und absoluter Quatsch. Die Kultur sollte Menschen nicht trennen, sondern zusammenbringen. Raus aus dem Schubladendenken — rein ins Vergnügen.
Der gesellschaftliche Zusammenhalt wäre vor allem eine Aufgabe für Arbeits- und Sozialpolitik. Vielleicht auch der Bildungspolitik, damit die Menschen nicht vollends verdummen nach dem Motto: »Here we are now, entertain us«.
Die Kultur bietet keine Lösungen, sondern nur die Möglichkeit einer Reflektion. Im besten Falle regt es eine Diskussion an. Sie wird eingeordnet, in Referenz gesetzt und mit mehr oder weniger Bedeutung aufgeladen. Diese Verlogenheit ist Teil des sozialen Gefüges und Heuchelei. Kultur muß alles riskieren und spielen, um alles wieder verlieren zu können. Sie muß falsch sein dürfen. Doch wie kann sie das, wenn es falsch nicht gibt oder nicht geben darf?
Was aber ist Kultur? Die Kultivierung und Verwertung des Möglichen? Kultur ist wahrscheinlich immer ein Nachdenken über Kultur, eine sinnliche, intellektuelle Auseinandersetzung, wenn wir spüren, daß wir eine ästhetische Erfahrung machen. Die Institutionen hängen am Tropf des Staates, der Kulturstaatsministerin, denn die Institutionen verfügen eben nicht über das, was Kunst bedingt: kompromißlose Unabhängigkeit. Die Qualität eines Werkes erschließt sich ja nicht im luftleeren Raum, sondern aus einem Zusammenhang heraus.
Kunst muß frei sein, frei vom Instrument der Erziehung, frei von einem Gesellschaftsauftrag. Kunst muß asozial sein. Jeder Mehrzweck, der der Kunst zugeschrieben wird, entwertet sie. Heute herrscht eine langweilige Political Correctness. Kunst ist nichts Besonderes mehr. Sie ist ein Lifestyle geworden. Die Sprache ist in der Kultur ein wichtiges Mittel und legt sich dabei wie eine Mauer um die Bedeutung, die sie erzeugt. Wir werden zu einem Bestandteil in einem Schauspiel, das die Rollen klar definiert hat. Wer sich nicht daran hält, wird zurückgepfiffen.
Die Kultur darf keine perfekte Oberfläche sein, in der sich alle spiegeln können. Der Geist des Widerspruchs ist nur noch ein Ideal und Konsum wird heute mit Freiheit verwechselt, dem nutzlosen Glück. Glück ist die Abwesenheit von Unglück.
Peter Vahlefeld – Besteht das Deutsche Feuilleton nur noch aus Todesanzeigen?
Die Kultur soll nicht mehr allein jene Menschen berühren, die sich ihr aussetzen, sondern sie soll auch diejenigen berühren, die sich ihr nicht aussetzen wollen. Als seien Positionen und Argumente, als seien Theater, Musik und bildende Kunst nur dann relevant, wenn sie auch konsensfähig in jeden sozialen, kulturellen, politischen Kontext hineinstrahlen.
https://www.youtube.com/watch?v=uLBMujdYUt8&feature=youtu.be
www.first-as-tragedy-then-as-farce.com/berlin/peter-vahlefeld/malerei/
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Aber wenn Kunst mehrheitsfähig sein muß, um akzeptiert zu werden, ist sie erledigt.
https://www.youtube.com/watch?v=uLBMujdYUt8&feature=youtu.be
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Kunst ist keine Boutique oder Service-Agentur. Sie kann nur existieren, wenn sie sich nicht dauernd als systemrelevant und nützlich behaupten muß. Sie hat keine Gewinnerzielungsabsicht — würde man ihr eine Absicht ansehen, wäre sie verloren.
https://www.youtube.com/watch?v=uLBMujdYUt8&feature=youtu.be
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Peter Vahlefeld – Besteht das Deutsche Feuilleton nur noch aus Todesanzeigen?
Die Kultur bleibt der Raum, in dem es uns möglich ist, etwas anderes zu entdecken, etwas anderes zu verstehen als zuvor gedacht oder gefühlt wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=uLBMujdYUt8&feature=youtu.be
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Peter Vahlefeld – Besteht das Deutsche Feuilleton nur noch aus Todesanzeigen?
Kunst und Kultur sind eine Übung in Differenzierung. Sie halten die Räume offen, in denen sich genauer fühlen, genauer hören, genauer sehen, genauer denken läßt.
https://www.youtube.com/watch?v=uLBMujdYUt8&feature=youtu.be
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Peter Vahlefeld – Besteht das Deutsche Feuilleton nur noch aus Todesanzeigen?
Der Wert eines einzelnen Jazz-Konzerts oder eines Theaterstücks oder Bildes misst sich nicht daran, ob sie die Risse und Lücken der Gesellschaft zu füllen wissen, die von den Medien sozial gerissen wurden.
https://www.youtube.com/watch?v=uLBMujdYUt8&feature=youtu.be
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Peter Vahlefeld – Besteht das Deutsche Feuilleton nur noch aus Todesanzeigen?
Der Vorwurf an die Kultur, sie bediene nur ihre eigene Blase, ist auch ein rhetorisches Entlastungsspektakel.
https://www.youtube.com/watch?v=uLBMujdYUt8&feature=youtu.be
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Peter Vahlefeld – Besteht das Deutsche Feuilleton nur noch aus Todesanzeigen?
Die Kultur soll den Zusammenhalt der Gesellschaft sichern, soll die Demokratie stärken und schützen, soll bilden und fördern, als Kitt, der die brüchige Gesellschaft stabiler mache. Das ist nicht nur bequem, sondern das ist auch falsch und absoluter Quatsch.
https://www.youtube.com/watch?v=uLBMujdYUt8&feature=youtu.be
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Peter Vahlefeld – Besteht das Deutsche Feuilleton nur noch aus Todesanzeigen?
Die Kultur sollte Menschen nicht trennen, sondern zusammenbringen. Raus aus dem Schubladendenken — rein ins Vergnügen.
https://www.youtube.com/watch?v=uLBMujdYUt8&feature=youtu.be
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